Kapitel 1
Inmitten des dichten, verzauberten Echofrostwaldes wanderten Käthe und ihre beste Freundin Christa auf einem schmalen Pfad. Die Luft war kühl und frisch, und winzige Schneeflocken tanzten um sie herum, obwohl es tiefster Sommer war. Der Wald schien zu singen, jedes Rascheln der Blätter und jedes Knacken der Zweige erzeugte eine Melodie, die die beiden Mädchen umhüllte.
„Hörst du das, Christa?“ fragte Käthe mit leuchtenden Augen. „Es ist, als ob der Wald mit uns spricht.“
Christa nickte und zog ihre Mütze tiefer ins Gesicht. „Ja, es ist wunderschön. Du weißt, du solltest wirklich deine besondere Gabe zeigen.“
Käthe blieb stehen und sah ihre Freundin an. „Denkst du wirklich, dass es so besonders ist?“
„Natürlich“, sagte Christa entschlossen. „Niemand kann Melodien und Töne so perfekt nachahmen wie du. Es ist ein Geschenk!“
Käthe zögerte. Sie wusste, dass Christa recht hatte, aber die Angst, sich zu blamieren, hielt sie oft davon ab, ihr Talent zu zeigen. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, erklang plötzlich eine majestätische Stimme aus dem Nichts.
„Wer wagt es, meinen Wald zu betreten?“
Die Mädchen drehten sich um und erblickten die Quittenqueen, die berühmte Sängerin aus der Hauptstadt. Sie schwebte in einem glitzernden Kleid aus eisblauen Blättern und funkelnden Schneekristallen vor ihnen. Ihre Präsenz war überwältigend, und Käthe konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich vor ihnen stand.
„Ich bin es, die Quittenqueen“, sagte die Erscheinung mit einem Lächeln. „Und ich habe die Melodien des Waldes gehört. Wer von euch beiden ist die Quelle dieser wunderschönen Töne?“
Christa stieß Käthe sanft an und flüsterte: „Das ist deine Chance, Käthe.“
Mit klopfendem Herzen trat Käthe vor. „Ich bin es, Eure Majestät. Ich kann Melodien und Töne nachahmen.“
Die Quittenqueen nickte anerkennend. „Zeige mir, was du kannst, mein Kind.“
Käthe atmete tief ein und ließ eine sanfte Melodie erklingen, die sie dem Wald entnommen hatte. Ihre Stimme war klar und rein, und die Töne schwebten durch die Luft wie zarte Schneeflocken. Die Quittenqueen hörte aufmerksam zu, und ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
„Das ist unglaublich“, sagte sie begeistert. „Dein Talent ist wirklich außergewöhnlich, Käthe. Ich lade dich ein, für einen Tag als Prinzessin der Bühne in meiner Show mitzuwirken. Es wird eine Erfahrung sein, die du nie vergessen wirst.“
Käthe fühlte sich überwältigt von der plötzlichen Einladung. Ihre Gedanken rasten. Was, wenn sie versagte? Was, wenn die Leute lachten? Doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, spürte sie Christas Hand auf ihrer Schulter.
„Du kannst das, Käthe“, sagte Christa mit fester Stimme. „Das ist eine einmalige Gelegenheit. Greif zu!“
Käthe sah in die Augen ihrer besten Freundin und fühlte eine Welle der Ermutigung. „Ja“, sagte sie schließlich und drehte sich zur Quittenqueen um. „Ich werde es tun. Ich werde in Ihrer Show auftreten.“ Kapitel 2
„Wann brechen wir auf?“ fragte Christa aufgeregt, als sie die kleine Hütte betraten, die sie als Basis im Wald nutzten. „Ich kann es kaum erwarten, die Hauptstadt zu sehen!“
Käthe lächelte und spürte, wie die Nervosität sich langsam in Vorfreude verwandelte. „Morgen früh“, sagte sie. „Die Quittenqueen hat alles organisiert.“
Der nächste Morgen brach mit einem strahlenden Sonnenaufgang an, und die beiden Freundinnen machten sich auf den Weg zur Hauptstadt. Der Weg war lang und führte sie durch grüne Täler und über sanfte Hügel. Die Stadt selbst war ein lebendiger Wirbel aus Farben, Geräuschen und Gerüchen. Die Straßen waren gesäumt von Händlern, die ihre Waren anpriesen, und Künstlern, die ihre Talente zur Schau stellten.
„Ist das nicht wundervoll?“ fragte Christa und drehte sich im Kreis, um alles aufzusaugen. „Ich könnte hier ewig bleiben!“
Käthe nickte, doch ihre Gedanken waren bereits bei den bevorstehenden Proben. Sie erreichten schließlich das prachtvolle Theater, in dem die Quittenqueen ihre Shows abhielt. Die Bühne war riesig und glänzte im Licht der Kristalllüster, die von der Decke hingen.
„Käthe, Christa, willkommen!“ Die Quittenqueen trat ihnen entgegen, ein freundliches Lächeln auf den Lippen. „Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise. Käthe, bist du bereit für die Probe?“
Käthe schluckte und nickte. „Ja, Eure Majestät. Ich bin bereit.“
„Gut“, sagte die Quittenqueen und klatschte in die Hände. „Dann lasst uns beginnen.“
Die ersten Proben waren nervenaufreibend, doch Käthe fand schnell ihren Rhythmus. Ihre Stimme füllte den Raum, und die Noten flossen mühelos von ihren Lippen. Die Quittenqueen beobachtete sie aufmerksam und gab hin und wieder sanfte Anweisungen.
„Du machst das großartig, Käthe“, sagte sie nach einer besonders beeindruckenden Darbietung. „Erinnere dich daran, das Publikum mit deinem Herzen zu erreichen, nicht nur mit deiner Stimme.“
Christa saß in der ersten Reihe und applaudierte begeistert. „Du bist unglaublich, Käthe! Ich wusste, dass du das schaffst!“
Mit jeder Probe wuchs Käthes Selbstvertrauen. Sie lernte, sich auf der Bühne zu bewegen, mit den anderen Künstlern zu interagieren und ihre Stimme auf eine Weise einzusetzen, die sie nie für möglich gehalten hätte. Die Quittenqueen war eine geduldige und inspirierende Mentorin, die sie immer wieder ermutigte und ihr half, ihre Ängste zu überwinden.
Eines Abends, nach einer besonders intensiven Probe, setzte sich Käthe neben Christa auf eine Bank im Theatergarten. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann“, sagte sie leise.
Christa legte einen Arm um ihre Freundin. „Du warst immer dazu fähig, Käthe. Du musstest es nur selbst glauben.“
Käthe lächelte und schaute in den sternenklaren Himmel. „Danke, Christa. Ohne dich hätte ich das nie geschafft.“
„Und nun?“ fragte Christa. „Bist du bereit für die große Show?“
Käthe atmete tief ein und nickte. „Ja, ich bin bereit. Lass uns die Welt verzaubern.“ Kapitel 3
„Bist du sicher, dass du bereit bist?“ fragte Christa und musterte ihre Freundin besorgt.
Käthe nickte fest entschlossen. „Ja, ich bin bereit. Aber ich wäre nicht ehrlich, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich nervös bin.“
„Das ist verständlich“, sagte Christa und drückte Käthes Hand. „Aber denk daran, dass du all das geprobt hast. Du bist großartig.“
Die Stunden bis zur Show vergingen wie im Flug. Hinter der Bühne herrschte reges Treiben. Künstler bereiteten sich vor, Kostüme wurden überprüft und letzte Anweisungen gegeben. Käthe stand in der Garderobe und betrachtete ihr Spiegelbild. Das Lampenfieber kroch wie eisige Finger ihren Rücken hinauf.
Die Quittenqueen trat ein und lächelte beruhigend. „Käthe, du wirst das wunderbar machen. Erinnere dich daran, warum du singst. Es geht nicht nur um die Perfektion, sondern um die Leidenschaft, die du in deine Musik legst.“
Käthe nickte, nahm einen tiefen Atemzug und fühlte, wie ein Teil ihrer Anspannung nachließ. „Danke, Eure Majestät. Ich werde mein Bestes geben.“
Christa trat ebenfalls herein, ihre Augen leuchteten vor Stolz. „Du hast das schon tausendmal gemacht, Käthe. Diesmal ist es nur ein etwas größeres Publikum.“
„Nur ein bisschen größer“, murmelte Käthe und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
Die Zeit war gekommen. Käthe stand hinter dem schweren Vorhang und hörte das Murmeln des Publikums, das sich langsam beruhigte. Ihr Herz schlug wild, und die Sekunden zogen sich wie Kaugummi. Dann hob sich der Vorhang, und die strahlenden Lichter der Bühne erfassten sie.
Käthe blinzelte in das helle Licht und sah in die erwartungsvollen Gesichter des Publikums. Ihre Nervosität schien für einen Moment zu übermächtig, doch dann erinnerte sie sich an Christas Worte und die Ermutigungen der Quittenqueen. Sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch und begann zu singen.
Die ersten Töne kamen zögerlich, doch dann füllte ihre Stimme den Raum. Käthe ließ die Melodie aus ihrem Herzen fließen, und die Musik trug sie fort. Mit jedem Lied wuchs ihr Selbstvertrauen, und ihre Bühnenpräsenz wurde kraftvoller und selbstsicherer. Die Quittenqueen beobachtete sie von der Seitenbühne, ein stolzes Lächeln auf den Lippen.
Als das letzte Lied verklang, herrschte für einen Moment absolute Stille. Dann brach das Publikum in frenetischen Applaus aus. Käthe stand atemlos auf der Bühne, überwältigt von der Reaktion der Menschen vor ihr. Sie sah Christa in der ersten Reihe, die laut klatschte und vor Freude strahlte.
„Du hast es geschafft, Käthe!“ rief Christa über den Applaus hinweg. „Du warst unglaublich!“
Käthe lächelte und fühlte, wie die letzten Reste ihrer Nervosität verschwanden. „Danke, Christa. Ohne dich hätte ich das nie geschafft.“ Kapitel 4
Christa lächelte und zog Käthe in eine feste Umarmung. „Du warst unglaublich, Käthe. Ich bin so stolz auf dich.“
Die Bühne leerte sich langsam, und die Künstler machten sich auf den Weg zu ihren Garderoben. Käthe fühlte sich wie in einem Traum, ihre Schritte leicht und federnd. Die Quittenqueen trat zu ihnen, ihr Gesicht strahlte vor Freude.
„Käthe, ich muss dir etwas Wichtiges sagen“, begann die Quittenqueen und legte eine Hand auf Käthes Schulter. „Dein Auftritt heute Abend war mehr als nur beeindruckend. Du hast das Publikum verzaubert und gezeigt, dass du das Potenzial hast, die nächste große Sensation zu werden. Du bist nicht nur für einen Tag die Prinzessin der Bühne, sondern ich möchte, dass du eine feste Rolle in meinen Shows übernimmst.“
Käthe konnte es kaum fassen. „Meinen Sie das ernst, Eure Majestät?“
Die Quittenqueen nickte mit einem warmen Lächeln. „Ja, Käthe. Ich sehe ein großes Talent in dir, und ich möchte, dass du es weiterentwickelst. Mit der richtigen Unterstützung und deinem unermüdlichen Einsatz wirst du weit kommen.“
Käthe spürte, wie ihre Augen feucht wurden. „Danke, Eure Majestät. Ich werde mein Bestes geben und alles daran setzen, Ihre Erwartungen zu erfüllen.“
Die Quittenqueen zog Käthe in eine Umarmung. „Ich weiß, dass du das wirst, Käthe. Du hast heute Abend etwas Besonderes gezeigt, etwas, das nicht viele haben – die Fähigkeit, die Herzen der Menschen zu berühren.“
Als die Quittenqueen sich zurückzog, trat Christa an Käthes Seite. „Das ist fantastisch, Käthe! Deine Träume werden wahr.“
Käthe nickte und spürte, wie eine Welle des Stolzes und der Erleichterung über sie hinwegspülte. „Es ist wirklich unglaublich. Ich habe immer davon geträumt, zu singen und Menschen zu berühren, aber ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht.“
Christa lachte. „Das hast du dir verdient. Du hast hart gearbeitet und dich deinen Ängsten gestellt. Das ist wahre Größe.“
Käthe dachte an all die Momente der Unsicherheit und Angst zurück, die sie in den letzten Tagen erlebt hatte. Sie erkannte, dass jede Herausforderung, jeder kleine Fehler sie stärker gemacht hatte. Mit neuem Selbstbewusstsein sah sie in die Zukunft.
„Ich werde weiter hart arbeiten und meine Fähigkeiten verbessern“, sagte Käthe entschlossen. „Ich möchte meine Träume verfolgen und die beste Sängerin werden, die ich sein kann. Und ich bin so froh, dass du an meiner Seite bist, Christa.“
Christa nickte. „Immer, Käthe. Wir sind ein Team.“
Die beiden Freundinnen gingen langsam die leere Bühne entlang, die nun im sanften Licht der Kristalllüster erstrahlte. Sie sprachen über die kommenden Proben, die neuen Lieder und die aufregenden Auftritte, die vor ihnen lagen.
Käthe fühlte sich erfüllt und bereit, jede Herausforderung anzunehmen, die auf sie zukam. Mit Christa an ihrer Seite und der Unterstützung der Quittenqueen wusste sie, dass sie alles erreichen konnte.
Rückblickend auf ihre Reise durch den magischen Echofrostwald, die nervenaufreibenden Proben und den überwältigenden Auftritt, erkannte Käthe, dass wahre Größe aus Mut, Freundschaft und der Bereitschaft, Fehler zu machen, entsteht. Sie war bereit, ihre Träume zu verfolgen und die Welt mit ihrer Musik zu verzaubern.