Emma saß auf dem Boden ihrer kleinen Waldhütte und malte mit Buntstiften. Vor ihr auf einer großen Zeichnung waren Bäume, Einhörner und Regenbogen zu sehen. Es war ein sonniger Samstagnachmittag und Emma genoss die Zeit, in der sie ihre Fantasiewelt auf Papier bringen konnte.
Draußen vor der Tür hörte sie ihre Eltern im Garten arbeiten. „Emma, kommst du nach draußen und hilfst uns ein wenig?“, rief ihre Mutter. „Ich komme gleich!“, antwortete Emma und brachte schnell ihre Malutensilien in Ordnung. Sie war eifrig darauf bedacht, ihren Eltern mit den Gartenarbeiten unter die Arme zu greifen.
Als Emma hinaus trat, sah sie ihre Eltern beim Umgraben eines Beetes. „Kannst du bitte die alten Pflanzenreste aufsammeln und in den Kompost werfen?“, bat ihr Vater. Emma nickte und machte sich an die Arbeit. Sie sammelte die vertrockneten Stängel und Blätter zusammen und warf sie Schubkarrenweise in den Komposthaufen.
Nach einer Weile hatte Emma alles aufgeräumt. „Vielen Dank für deine Hilfe, Schatz“, sagte ihre Mutter lächelnd. „Du hast uns eine Menge Arbeit abgenommen. Warum gehst du nicht jetzt ein wenig im Wald spielen, bevor es Abend wird?“ Emma freute sich über den Vorschlag. Sie liebte es, im Wald um ihr Zuhause herumzuwandern und neue Entdeckungen zu machen.
Schnell lief Emma ins Haus, um sich eine kleine Tüte und ihren Sketchblock zu holen. Sie wollte vielleicht ein paar schöne Blätter oder Steine finden, die sie mitnehmen und zeichnen konnte. Dann verabschiedete sie sich von ihren Eltern und machte sich auf den Weg in den Wald.
Emma ging einen schmalen Trampelpfad entlang, der sich zwischen dichten Buchen und Eichen hindurchschlängelte. Der Wald war voller Geräusche – Vögel zwitscherten in den Baumwipfeln, Eichhörnchen kletterten munter umher und im Unterholz raschelte es, wenn Kleintiere vorbeihuschten. Der Duft von frischem Moos und nadeln lag in der Luft.
Plötzlich blieb Emma stehen. Etwas am Rand des Pfades hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Zwischen den Bäumen schimmerte es in einem leichten grünlich-goldenen Licht. Neugierig trat Emma näher und bemerkte eine Lichtung, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. In der Mitte der Lichtung stand unter strahlend grünen Blättern ein besonders hoher und schlanker Baum.
Aber dieser Baum war anders als alle anderen im Wald – sein holziger Stamm glänzte in einem lebendigen, metallischen Glanz. Es war, als wäre der ganze Baum aus einer Art Magie durchtränkt. Emma konnte ihren Augen kaum trauen. Vorsichtig näherte sie sich dem mystischen Baum und streckte eine Hand aus, um den glänzenden Stamm zu berühren.
Sofort als Emmas Finger den Stamm berührten, durchfuhr sie ein leichter elektrischer Schlag. Mit einem ohrenbetäubenden Surren öffnete sich plötzlich ein golden schimmerndes Portal vor dem Baum. Emma zuckte erschrocken zurück. Was zum Teufel war das? Aus dem Portal wehte eine warme Brise, die nach Kräutern und Honig roch. Neugierig aber auch ängstlich trat Emma näher an das leuchtende Tor.
Sie konnte hindurchsehen in eine Welt, die ganz anders aussah als ihr gewohnter Wald. Statt dichten Grün gab es hier weite, blühende Wiesen in allen Farben des Regenbogens. Am Horizont konnte Emma Berge und Hügel in Formen erkennen, die in ihrer Welt unbekannt waren. Und über einem glitzernden, türkisfarbenen Fluss kreisten kunterbunte Vögel und Fabelwesen.
In dem Moment kam das Geräusch von raschelndem Laub hinter Emma. Erschrocken fuhr sie herum und sah ein kleines Eichhörnchen auf einem Ast sitzen und neugierig zu dem leuchtenden Portal starren. „Hallo“, piepste das Eichhörnchen. „Ich bin Charly. Was ist das für ein seltsamer Baum?“ Emma beruhigte sich wieder etwas. „Hallo Charly, ich bin Emma. Und ich weiß auch nicht, was das hier ist. Das Portal war vorher nicht da.“
Charly hüpfte näher und beschnupperte vorsichtig den glänzenden Stamm. „Ich habe diesen Wald mein ganzes Leben lang erkundet, aber so einen Baum und dieses Portal habe ich noch nie gesehen“, kicherte es. Neugierig trat Charly ganz nah an das leuchtende Tor heran und sah hindurch auf die fremde Landschaft. „Uah, schaut mal, was für ein schöner Ort da drüben ist! Lass uns hindurchgehen und ihn erkunden!“, piepste es aufgeregt.
Emma zögerte. Eigentlich hatte sie es gar nicht eilig, in eine unbekannte Parallelwelt zu spazieren. Aber die Neugier und Abenteuerlust siegten. „Na gut, komm, lasst uns einen Blick riskieren“, sagte sie zu Charly. Vorsichtig, Schritt für Schritt trat sie durch das glitzernde Portal. Auf der anderen Seite fühlte sich die Luft weich und warm an. Der intensive Duft von Blüten lies Emma die Augen schließen. Als sie sie wieder öffnete, stand sie mitten in der magischen Parallelwelt.
„Uah, wie schön!“, rief Charly und hüpfte fröhlich umher. Vor Emma erstreckte sich eine weite Wiese aus silbrigem Gras, übersät mit bunten Blumen aller Arten. Der türkise Fluss glitzerte in der Ferne. Und auf der anderen Uferseite erhoben sich gewaltige, schneebedeckte Berge in pyramidalen Formen.
Emma konnte ihren Augen kaum glauben. Wo war sie hier gelandet? Hatte sie durch den mystischen Baum tatsächlich ein Tor zu einer fabelhaften Parallelwelt gefunden? Sie drehte sich um und sah hinter sich noch immer das goldene Portal, das gemächlich im leichten Wind schwankte. Sie war hier tatsächlich und es gab jetzt kein Zurück mehr.
„Komm, lass uns den Fluss erreichen!“, rief Charly aufgeregt und setzte sich in Bewegung. Emma folgte dem kleinen Eichhörnchen über die blühende Wiese. Der Boden unter ihren Füßen fühlte sich weich und federnd an. Überall um sie herum surrten bunte Schmetterlinge und Insekten. Am Horizont konnte Emma eine Herde fantasievoller Tiere ausmachen, die wie Pferde aussahen, aber Flügel hatten.
Nach einer Weile erreichten Emma und Charly endlich den glitzernden Fluss. Das Wasser war klar und türkisfarben und im strahlenden Licht schimmerten winzige Goldfische darin. Am jenseitigen Ufer sah Emma eine Gruppe lustiger Fabelwesen, halb Ziege und halb Fisch, die im Fluss badeten und spielten.
„Oh, schaut mal, dort hinten!“,quietschte Charly plötzlich. Emma drehte sich um und erblickte etwas, das ihren Atem stocken lies. Am gegenüberliegenden Flussufer stand, im Gegenlicht der untergehenden Sonne, die schönste Kreatur, die Emma je gesehen hatte: ein Einhorn.
Sein silberner, schuppiger Leib glänzte im Abendlicht, den langenhornigen Kopf hielt es würdevoll erhoben. Sein Fell schimmerte in allen Regenbogenfarben. Als es Emma bemerkte, trottete es langsam näher. „Guten Abend“, wieherte es mit sanfter Stimme. „Ich bin Lilli. Wie heißt du, fremder Gast in unserer Welt?“
Emma war wie erstarrt und konnte zunächst keinen Ton hervorbringen. Ein richtiges, lebendiges Einhorn stand vor ihr! Endlich brachte sie ein leises „Emma“ heraus. Lilli musterte sie neugierig. „Willkommen Emma. Wie bist du in unser Reich gelangt?“ Erst jetzt fand Emma wieder zu Sprache. Sie erzählte aufgeregt von dem mysteriösen Baum und dem Portal in ihrem Wald.
Lilli hörte aufmerksam zu und strich sich dabei gedankenverloren mit dem Huf durch ihre lange Mähne. „Das habe ich auch noch nie gehört“, wisperte sie nachdenklich. „Unsere Welt ist lang verborgen geblieben. Ich bin neugierig, was dein Auftauchen zu bedeuten hat.“ Sie musterte Emma freundlich. „Möchtest du an meiner Seite verweilen und unsere Parallelwelt erkunden? Ich führe dich mit Freude durch unser Königreich.“
Emma nickte aufgeregt. Dieser Ort war einfach zu magisch, um gleich wieder zurückzukehren. Sie wollte jede Sekunde ihrer Zeit hier nutzen, um die Geheimnisse dieser Welt zu ergründen. Vielleicht verbarg sich hier ja eine Botschaft, die nur sie entschlüsseln konnte.
So begann für Emma ein erstes großes Abenteuer. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Charly und Lilli erkundete sie bis in die späte Nacht die faszinierende Parallelwelt. Sie lernte seltsame Kreaturen kennen, badete im türkisen Fluss und blickte zum ersten Mal in ihrem Leben einem richtigen Einhorn in die Augen. Als die Dämmerung hereinbrach, geleitete Lilli Emma und Charly zurück zum goldenen Portal.
Mit Müdigkeit aber auch bereits mit ein wenig Wehmut verabschiedeten sich die drei Freunde voneinander. Emma versprach, am nächsten Tag wiederzukommen. Als sie durch das schwankende Tor trat und wieder in ihren vertrauten Wald gelangte, glaubte sie fast, die neue Welt nur geträumt zu haben. Doch da war Charly, der fröhlich auf ihrem Arm herumkletterte. Und in ihrem Herzen wusste Emma nun, dass hinter dem geheimnisvollen Baum eine magische Welt auf sie wartete, voller Abenteuer und Freundschaft. Sie konnte es kaum erwarten, bis sie wieder hindurchtreten konnte.
Am nächsten Morgen erwachte Emma schon vor Sonnenaufgang. Sie konnte es kaum erwarten, wieder in den Wald zu der Lichtung mit dem geheimnisvollen Baum zu gehen. Sie zog sich schnell an, packte einen Rucksack mit Proviant und verließ leise das Haus. Ihre Eltern schliefen noch, aber Emma wollte keine Zeit verlieren.
Als sie den Pfad zum Wald betrat, kribbelte es vor Aufregung in ihrem Bauch. Würde das goldene Portal heute wieder da sein? Gestern Nacht hatte alles fast wie ein Traum gewirkt. Aber Emma wusste, dass es real gewesen war.
Nach einer Weile erreichte Emma die verzauberte Lichtung. Und tatsächlich – da stand der glänzende Baum, umhüllt von sanftem Morgennebel. Das Portal in die Parallelwelt war wieder geöffnet! Emma holte tief Luft und trat hindurch auf die blumenübersäte Wiese.
„Emma!“, rief eine piepsige Stimme und Charly kam aufgeregt auf sie zugesprungen. „Du bist zurückgekommen! Ich hab dich schon erwartet.“ Emma lachte und streichelte das weiche Fell des Eichhörnchens. „Natürlich bin ich zurück. Ich konnte es kaum erwarten.“ Da wieherte auch schon Lilli ein freudiges Willkommen. Das Einhorn kam eleganten Schrittes auf Emma zu.
„Schön dich wiederzusehen, meine Liebe“, sagte Lilli. „Bist du bereit, tiefer in unser magisches Reich vorzudringen?“ Emma nickte eifrig. „Ja, ich möchte alles sehen, Lilli!“ Also machten sie sich erneut auf den Weg, den Regenbogenfluss entlang durch die bunte Landschaft.
Diesmal führte Lilli Emma und Charly an dem Fluss entlang, bis sie eine Gruppe hoher Felsen erreichten, die wie Kristalle funkelten. „Das sind die Prismenfelsen. Sie markieren den Eingang zu meinem Lieblingsreich – dem Tal der Regenbogen“, erklärte Lilli. Sie betraten eine enge Schlucht zwischen zwei großen Prismen. Und was dann folgte, lies Emma mit offenem Mund stehen bleiben.
Sie befanden sich in einem Tal voller Giganten! Riesige, 100 Meter hohe Figuren standen wie reglose Statuen zwischen den Felswänden, in allen Regenbogenfarben schimmernd. Es waren Elfen, Einhörner, Drachen und andere Fabelwesen. „Das sind die Hüter unserer Welt“, flüsterte Lilli ehrfürchtig. „Sie schützen uns.“
Staunend ging Emma durch das Tal. Plötzlich bewegte sich einer der Riesen! Eine Elfe mit langem smaragdgrünem Kleid hob in Zeitlupe einen ihrer gewaltigen Arme und legte die schlanke Hand auf einen Saphir-Drachen neben sich. Dann verharrten beide wieder reglos.
Emma traute ihren Augen nicht. „Sie leben?“, fragte sie ungläubig. Lilli nickte feierlich. „Sie sind aus Kristall, aber in ihrem Inneren schlagen magische Herzen. Sie wachen seit Anbeginn der Zeit über uns.“
Nachdem Emma sich von diesem beeindruckenden Anblick erholt hatte, erkundeten sie die Umgebung weiter. Es gab Gebirge aus purem Zuckerwatte, Bäume die vom Himmel in den Boden hinunter wuchsen und Meeresarme, die aus flüssigem Regenbogen zu bestehen schienen. Emma wünschte, sie könne für immer hier bleiben. Sie war in eine Welt voller Wunder geraten!
Schließlich wurden die drei Freunde müde und beschlossen eine Rast einzulegen. Sie legten sich ins weiche Gras neben dem Regenbogenfluss, beobachteten die vorbeiziehenden Fabelwesen und aßen von Emmas Proviant. Plötzlich flog ein Schwarm funkelnder Kolibris herbei. Die zarten Vögelchen summten aufgeregt auf Lilli ein.
„Oh nein!“, rief Lilli. „Die Kolibris berichten, dass der böse Zauberer Zet in unser Reich eingedrungen ist! Er will uns alle versklaven!“ Emma schluckte ihre letzten Bissen trocken hinunter. „Wer ist Zet?“, fragte sie ängstlich. Lilli sah besorgt aus. „Zet ist ein fieser Zauberer aus den Schattenlanden“, erklärte sie. „Er versucht schon lange, unser Reich zu erobern. Bis jetzt konnten unsere Wächter ihn aufhalten, aber nun scheint er einen Weg hierher gefunden zu haben!“
Emma wusste, dass jetzt ihre Hilfe gefragt war. Sie war schließlich ein Mensch und Zet war nur ein Zauberer wie in ihren Kinderbüchern. „Lass uns Zet aufhalten!“, rief Emma mutig. „Ich kenne solche Zauberer, ich weiß wie man sie besiegt! Wir schaffen das zusammen.“ Lilli sah erleichtert aus. „Du hast Recht“, sagte sie. „Gemeinsam können wir es mit Zet aufnehmen. Die Wächter werden uns helfen.“
Also machten sie sich auf zum Tal der Regenbogen. Dort fanden sie den bösen Zet tatsächlich bereits vor. Mit markerschütternden Gelächter schleuderte der dunkle Magier Feuerbälle nach den Hütern und ließ die Kristall-Riesen erbeben. Sofort stürzte Emma sich mit ihren Freunden ins Getümmel.
Emma erkannte schnell Zets Schwachpunkt – der Zauberer konnte offenbar nur schwarze Magie einsetzen. Deshalb nutzten Lilli und Emma ihr Wissen über das Gegenmittel – die glitzernde Energie des Regenbogens! Sie lockten Zet zu einem See voller Regenbogenfarben. Als der Magier ankam, griffen die Freunde ihn von allen Seiten an.
Emma und Charly schleuderten Regenbogenschmierseife nach Zet und Lilli spritze dem Bösewicht vom anderen Ufer aus eine bunte Fontäne entgegen. Zets schwarzer Umhang begann widerwillig in glitzernden Farben zu erstrahlen. Das machte den Magier immer schwächer. „Nein!“, brüllte er. „Nicht die Farben! Lasst mich in Ruhe!“ Aber Emma und ihre Freunde hörten nicht auf. Bald war Zet von Kopf bis Fuß bunt eingefärbt und konnte sich nicht mehr rühren.
Die Gefahr war gebannt! Emma und ihre Freunde hatten den fiesen Magier in die Flucht getrieben. Schnell eilten sie zurück zu den Hütern, um ihnen von ihrem Sieg zu berichten. Aus Dankbarkeit ernannten die Kristall-Riesen Emma zur offiziellen Beschützerin des Reiches. Es wurde ein rauschendes Fest gefeiert, mit Tanz, Früchten und Quellwasser für alle.
Spät am Abend kehrten Emma und ihre Freunde zurück zum goldenen Portal. Sie versprachen einander, am nächsten Tag wiederzukommen und weitere Abenteuer in dieser Wunderwelt zu erleben. Emma konnte es immer noch nicht fassen, dass sie Zet, den bösen Zauberer, geschlagen hatten! Diese Parallelwelt fühlte sich bereits wie ein zweites Zuhause für sie an. Sie wusste, dass sie hier noch viele Geheimnisse aufdecken würde.
Als Emma aus dem Portal trat, lachte ihr die untergehende Sonne entgegen. Müde aber glücklich machte Emma sich auf den Heimweg. Sie konnte es kaum erwarten, wieder in ihren geheimnisvollen Wald zurückzukehren und ihre Freunde zu treffen. Aber so erschöpft wie sie war, würde sie wohl erst einmal etwas schlafen müssen. Es wartete immerhin ein neuer Abenteuertag auf sie!
In den nächsten Wochen verbrachte Emma jede freie Minute in der magischen Parallelwelt. Gemeinsam mit Lilli und Charly erkundete sie immer weitere Bereiche des zauberhaften Reichs. Sie ritten auf Einhörnern über Regenbogen, besuchten Städte aus Lebkuchen und Kristall und erfuhren so viel über die Geheimnisse dieser Dimension.
Emma war überglücklich in dieser märchenhaften Zauberwelt. Hier fühlte sie sich so lebendig und frei wie nie zuvor. Ihre Abenteuerlust kannte keine Grenzen. Sie wollte jedes Fitzelchen Land sehen und alle Wesen kennenlernen.
Eines Tages kamen Lilli und Charly aufgeregt auf sie zugestürzt, als Emma durch das Portal trat. „Emma, du musst uns helfen!“, quiekte Charly. „In den Bergen gibt es einen furchtbaren Drachen namens Pyrodon, der unsere Freunde in einer gläsernen Höhle gefangen hält!“ Emma erschrak. Sie wusste sofort, was jetzt ihre Pflicht war. „Keine Sorge, ich werde euch helfen den Drachen zu besiegen!“, versprach sie tapfer. Sie würde es niemals zulassen, dass irgendjemand ihren Freunden Schaden zufügte.
Also machten sie sich auf eine gefährliche Rettungsmission in die Kristallberge, wo Pyrodon hauste. Schon von weitem sah Emma Qualm aus einer schimmernden Höhle aufsteigen. Furchtlos betraten sie den Drachenhort. Dort entdeckten sie Dutzende kleine Feen und Elfen, die in einer großen, gläsernen Kuppel eingesperrt waren. Die zarten Wesen flatterten aufgeregt gegen ihre magische Gefängniswand.
Plötzlich landete Pyrodon donnernd auf einem großen Kristallvorsprung über ihnen. Seine schuppige Haut glitzerte rötlich, kleine Flammenzungen züngelten aus seinem Maul. „Wer wagt es, meine Höhle zu betreten?!“, knurrte der Drache. Tapfer trat Emma vor. „Lass unsere Freunde sofort frei!“, rief sie. „Oder du bekommst es mit mir zu tun!“ Sie musste all ihren Mut zusammen nehmen, um sich dem gefährlichen Ungetüm entgegen zu stellen.
Pyrodon lachte schallend. „Was kann ein kleines Menschenmädchen mir schon anhaben?“, höhnte der Drache. Dann schoss er einen Feuerball auf Emma. Blitzschnell wich Emma aus, die glühende Attacke verfehlte sie nur um Haaresbreite und schlug krachend in die Höhlenwand ein. Einige Kristalle zersprangen klirrend. Emma wusste, dass sie nun um ihr Leben kämpfen musste.
Mit aller Kraft rannte Emma auf Pyrodon zu. Geschickt kletterte sie die glitschigen Felsen zu ihm hinauf, während der Drache immer neue Feuerbälle auf sie abschoss. Emma musste unglaubliche Anstrengungen unternehmen um den Attacken auszuweichen. Von hinten feuerte Charly scharfkantige Kristallsplittern auf den Drachen und Lilli lenkte ihn mit ihren Einhornzaubern ab.
Endlich erreichte Emma den gläsernen Vorsprung direkt unter Pyrodon. Blitzschnell zog sie ein Seil mit einer Schlinge aus ihrem Rucksack und warf es dem Drachen um den Hals. Mit aller Kraft zog sie zu – und die Schlinge schnürte sich um Pyrodons Kehle zu. Das Biest ráchelte und versuchte Emma abzuschütteln, doch sie klammerte sich mit aller Macht fest. Sie durfte jetzt nicht loslassen!
„Schnell, die Kuppel!“, rief Emma ihren Freunden zu. Lilli und Charly verstanden sofort. Gemeinsam mit den befreiten Elfen und Feen schossen sie ihre Zauber auf die gläserne Gefängniswand. Zuerst riss nur ein kleines Loch auf, aber schnell bröckelte die ganze Kuppel unter der Magie der Fabelwesen.
Emma zog derweil ihre Schlinge enger um Pyrodons Hals. Das Biest strauchelte und stieß schmerzerfüllte Schreie aus. Dann, endlich, brach es unter Emmas Griff zusammen und blieb keuchend und qualmend auf dem Boden liegen. Schnell band Emma auch Pyrodons Flügel und Klauen zusammen, sodass er sich nicht mehr rühren konnte.
Sie hatten es geschafft! Pyrodon war besiegt! Sofort eilten Lilli und Charly herbei und umarmten ihre Freundin. Emma war den Tränen nahe vor Freude und Erschöpfung. Die Elfen und Feen tanzten vor Glück um sie herum. „Du bist unsere Heldin, Emma!“, riefen sie jubelnd. „Ohne dich wären wir für immer gefangen gewesen!“
Aus Dankbarkeit luden die Fabelwesen Emma und ihre Freunde zu einem Festmahl in ihr Elfenreich ein. Es wurde das tollste Bankett, das Emma je erlebt hatte – mit Elfenbeeren, Honigfluss und funkelnder Kristalllimonade. Die Feenkrönung brachte Emma sogar ein magisches Geschenk: einen Talisman, der sie für immer mit dieser Welt verbinden würde. Er war aus Regenbogenlicht gewoben und funkelte auf ihrer Brust. Niemand würde Emma je wieder aus dieser fantastischen Welt verbannen können!
Spät in der Nacht, nach einem langen Abschied und dem Versprechen eines Wiedersehens für den nächsten Tag, kehrte Emma nach Hause zurück. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Eltern wieder zu umarmen. Aber sie wusste auch, dass es kein langes Wiedersehen sein würde – denn bereits am nächsten Morgen würde das Abenteuer in der Parallelwelt für sie weitergehen! Und mit ihren Freunden an ihrer Seite würde sie noch viele Geheimnisse dieser Zauberdimension aufdecken können. Denn nun gehörte sie durch Magie für immer dazu!
In den folgenden Wochen erlebte Emma unzählige Abenteuer in der magischen Welt jenseits des Baum-Portals. Mithilfe ihrer neuen Freunde besiegte sie verschiedene böse Kreaturen, die das friedliche Reich zu zerstören drohten. Sie wurde zur Beschützerin der Fabelwesen ernannt und lernte immer mehr über die Mysterien dieser Dimension.
Eines Tages jedoch wartete eine unangenehme Überraschung auf Emma, als sie durch das Portal trat. Sie fand die ganze Wiese bis zum Horizont mit seltsamen, glühenden Steinen übersät vor. Berge von glitzernden Kristallen hatten sich über Nacht aufgetürmt und blockierten den Weg zum Fluss.
„Emma, da bist du ja!“, rief Lilli erleichtert und kam zwischen den Steinen hervor galoppiert. „Gott sei Dank! Wir wissen uns nicht mehr zu helfen. Die Bergkristalle versperren uns allen den Weg!“ Emma sah sich besorgt um. Was war hier nur geschehen?
Da huschte auch schon Charly aufgeregt herbei. „Es ist schrecklich!“, quiekte das Eichhörnchen. „Diese fiesen Kristalle sind überall gewachsen – wir kommen nirgendwo mehr durch! Und dann haben wir auch noch Zet gesehen!“ Emmas Augen weiteten sich vor Schreck. „Was?! Zet ist zurück? Hat der böse Zauberer etwa die Kristalle beschworen?“
Lilli nickte mit düsterem Blick. „Ja, ich habe ihn kurz am Rande der Wiese gesehen, bevor die Steine hochgeschossen sind. Er ist sofort wieder im Schattenwald verschwunden. Das hier ist bestimmt Zets Rache für seine Niederlage!“ Stille trat ein. Kummervoll blickte Lilli auf die funkelnden Bergkristalle. „Wenn wir sie nicht bald loswerden, ersticken sie unsere ganze Welt…“
Emma spürte Trotz und Wut in sich aufwallen. Das durfte nicht sein! Sie hatte so hart gekämpft, um diese schöne Welt zu beschützen. Sie würde nicht zulassen, dass Zet ihre Bemühungen so einfach zunichte machte!
„Freunde, wir müssen etwas unternehmen!“, rief Emma entschlossen. „Wir könnten versuchen, die Kristalle einfach wegzusprengen!“ Lilli sah zweifelnd aus. „Das wird gefährlich“, warnte sie besorgt. „Diese Steine sind magisch, wer weiß was passiert wenn wir sie angreifen!“ Aber Emma ließ sich nicht beirren. Sie wusste, sie mussten handeln, sonst würde ihre geliebte Parallelwelt unweigerlich zugrunde gehen.
Also begaben sich Emma und ihre Begleiter in das nahe Elfenland, wo sie nach einem Weg suchten, die explosive Kristall-Plage einzudämmen. Die Elfen rieten ihnen, die Steine mit Regenbogenregen zu überschütten um ihre Magie zu neutralisieren. Also machten sie sich an die Arbeit.
Mit vereinten Kräften beschworen Lilli, Emma und die Elfen einen gigantischen, bunten Wolkenbruch herauf. Tage- und nächtelang goss es kräftige Schauer in allen Farben des Regenbogens über den Kristall-Bergen. Zuerst geschah nichts. Aber mit der Zeit begannen einige der glitzernden Steine Risse zu bekommen und von den Pflanzen abzufallen.
Emma und ihre Freunde sahen erleichtert, dass ihre Idee funktionierte. Sie verstärkten den Regenbogensturm zu einem echten Wolkenbruch. Immer mehr Kristalle lösten sich unter der Macht der Farben. Schließlich, nach vielen anstrengenden Tagen und Nächten, war es geschafft – die gesamte magische Parallelwelt war wieder frei von den zerstörerischen Steinen!
Überglücklich feierten Lilli, Charly, Emma und die Fabelwesen ihr zweites „Zet-Besiegen“. Sie hatten es wieder einmal geschafft, ihre Welt zu retten! Aus purer Freude und Erschöpfung schlief Emma für zwei Tage am Stück, während überall Jubel-Feste gefeiert wurden.
Als Emma erwachte glaubte sie, das alles nur geträumt zu haben – doch dann sah sie die funkelnden Kristallreste in der Ferne und wusste, dass sie den Kampf in Wirklichkeit bestritten und gewonnen hatten! Stolz blickte Emma auf die wiederhergestellte Pracht der magischen Welt. Sie würde sie immer beschützen, was auch kommen mochte!
Und es sollte gar nicht lange dauern, bis Emmas Heldenmut erneut auf die Probe gestellt wurde. Bereits wenige Tage später kam Lilli schwer verletzt und mit panischem Gesichtsausdruck auf Emma zugestürzt. Zet war mit einer Armee aus Schattenkreaturen zurückgekehrt! Er hatte es auf die Quelle des Regenbogenflusses abgesehen, das Herzstück der gesamten Parallelwelt. Sie mussten ihn aufhalten!
Sofort machte Emma sich mit Lilli und einer Gruppe magischer Wesen auf zur Verteidigung der Quelle. Es wurde der härteste Kampf, den Emma je ausfechten musste…
Doch am Ende gelang es Emma und ihren Freunden, Zet ein für alle Mal aus ihrer Welt zu verbannen! Der böse Magier wurde in die Schattenwelt zurück geschleudert, aus der er niemals zurückkehren können würde. Überschwänglich wurde Emma zur Heldin aller Fabelwesen gekürt. Noch nie hatte ein Mensch so viel für ihre Welt getan!
Es wurde das größte Fest gefeiert, das diese Dimension je gesehen hatte. Alle Völker waren vereint in Freud und Leid. Emma war überwältigt von der Dankbarkeit ihrer magischen Freunde. Und in diesem Moment wurde ihr klar – sie hatte ihre wahre Bestimmung gefunden. Ihr Schicksal war es, diese Wunderwelt für immer zu hüten und zu beschützen!
Vier goldene Jahre vergingen wie im Flug, seit Emma das erste Mal durch das magische Baum-Portal in die gefabelte Parallelwelt getreten war. Seitdem hatte sie so viele Abenteuer und Heldentaten dort erlebt, dass sie sich kaum noch an ein Leben ohne diese Freunde erinnern konnte.
Die Welt jenseits des Portals fühlte sich inzwischen mehr wie Emmas echtes Zuhause an als ihr Dorf in der Menschenwelt. Hier leistete sie als Beschützerin des Reiches wichtige Arbeit, hier hatte sie Freunde fürs Leben gefunden. Die Fabelwesen waren Emmas Familie geworden.
Dennoch sehnte Emma sich manchmal auch nach ihren leiblichen Eltern zurück. Daher hatte sie sich entschlossen, ihnen endlich von ihrer geheimen Welt zu erzählen. An einem sonnigen Sommermorgen sagte Emma nach dem Frühstück entschlossen: „Mama, Papa. Ich muss euch etwas Wichtiges zeigen. Kommt mit mir in den Wald!“
Verwundert aber auch neugierig folgten die Eltern ihrer Tochter. Als Emma die geheimnisvolle Lichtung erreichte, konnten ihre Eltern vor Staunen nur noch stammeln, als sie das glänzende Baum-Portal sahen. „Was ist das?“, fragte der Vater fassungslos. Emma lächelte wissend. „Vertraut mir. Kommt einfach mit.“
Dann trat sie mit ihren Eltern gemeinsam durch das leuchtende Tor. Auf der anderen Seite erwarteten sie bereits Charly und Lilli. Sowie der ganze Rest der Fabelwesen, um die beeindruckten Menschen willkommen zu heißen. Staunend ließen Emmas Eltern sich durch die Parallelwelt führen und erlebten jeden Zauber als erstes.
In den folgenden Monaten unternahm Emma mit ihrer Familie weiterhin ausgedehnte Abenteuer in den magischen Reichen. Auch ihre Eltern wurden zu Beschützern der Parallelwelt ernannt. So konnte Emma endlich beides haben, was sie liebte – ihre alte und ihre neue Welt.
Jahre vergingen wie im Flug, bis Emma eines Tages erwachsen wurde. Doch sie blieb treu zu ihrem Schicksal, die Dimension der Fabelwesen für immer zu hüten. Gemeinsam mit Lilli, Charly und den anderen Wesen sorgte sie für Frieden und Harmonie. Oft besuchte sie auch ihre menschliche Familie und erzählte von den neuesten Abenteuern.
So lebte Emma bis ins hohe Alter immer zwischen beiden Welten. Durch die Kraft des magischen Portals gelang es ihr, beide Dimensionen zu verbinden und den Kontakt zwischen Menschen und Fabelwesen aufrechtzuerhalten.
Und bis weit in die Zukunft hinein erzählte man sich in beiden Reichen die wunderbare Geschichte von Emma, dem Mädchen, das durch Zufall zur Beschützerin einer geheimnisvollen Parallelwelt wurde. Ihr Andenken und ihre Heldentaten lebten für alle Zeiten fort – in den Herzen all jener, die noch immer friedlich Seite an Seite in den beiden Welten lebten.